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himmelikruunu
Spirit Carelia
Viola Uotila, Kantele, Gesang
Markus Hallikainen, Violoncello

Zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Finnlands: Musik der alten Kulturlandschaften Finnlands

Jean Sibelius (1865–1957)
Impromptu Nr. 5 op. 5 (1893)

Viola Uotila (*1997)
Touko (2010, Text: trad.)

Erkki Salmenhaara (1941–2002)
Leggenda (1971)

Viola Uotila
Kas, nyt en laula (2009, Text: J. H. Erkko)

Jean Sibelius
Cantique op. 77 für Kantele und Violoncello (1915)

Anna-Karin Korhonen (*1981)
Niittyvilla tuudittaa Wiegenlied für Kantele, Gesang
und Violoncello (2009, Text: Hannele Huovi)

Viola Uotila
Tinalintu für Kantele, Gesang und Violoncello
(2013, Text: Noora Nevalainen)

Harri Ahmas (*1957)
Karelianischer Apollo für Violoncello und Kantele (1997)

Granville Bantock (1868–1946)
Hamabdil, Hebräische Melodie für Violoncello und
Kantele (1919)

Viola Uotila
Laulajan alkuruno für Kantele, Gesang und Violoncello
(2012, Text: trad)

 

Konzert-Galerie Maison 44, Basel

Februar 2017

Das Konzert „Spirit Carelia“ am Tag der finnischen Kultur, dem sog. „Kalevala-Tag", stellt mit der Kantele das älteste Musikinstrument Finnlands, mit Viola Uotila eine deren interessantesten Spieler sowie eigens für Kantele komponierte zeitgenössische Musik vor – sowohl solo als auch in Duo-Formation mit Violoncello. Zudem kann die Kantele als Begleitinstrument in modernen Joik-Liedern im Konzert „Spirit Lapponia“ erlebt werden.

Kantele, die finnische Form der Zither, wurde Ende des 19. Jahrhunderts, in einer nationalromantischen Zeit Europas, zum finnischen Nationalinstrument. Die Finnen suchten nach ihrer ethnischen Identität. In Karelien, in einer nordöstlichen Region, die heute zwischen Finnland und Russland geteilt ist, wurden sie fündig: Hier trugen Runensänger archaische Lieder mit eintönigen Melodien vor, sich selbst an einer fünfseitigen Kantele begleitend. Ihre Lieder erzählten von der Weltschöpfung, vom alltäglichen Leben, von Familienmitgliedern und Naturereignissen.

Diese karelianischen Volkslieder wurden von einem finnischen Patrioten, Elias Lönnrot (1802-1884) „entdeckt“, als er ländliche Gebiete Finnlands etliche Male bereiste und aktiv nach geeignetem Material für ein literarisches Werk suchte, welches dem kleinen nordischen Volk eine eigene mythische und vor allem finnischsprachige Geschichte gäbe. Die ideologische Nachfrage nach einem Nationalepos war gross.

1835 gab der Visionär Lönnrot die erste Fassung seines Karelien-Werkes, „Kalevala“, heraus. Im selben Jahr veröffentlichte der Volkskundler Jacob Grimm (1785-1863) „Die deutsche Mythologie“. Das Kalevala ist eine epische Sammlung von Heldensagen und Mythen, die Lönnrot editierte und zu einem identitätsstiftenden Epos zusammenstellte. Es umfasst fünfzig Lieder mit 22 795 Versen – und eine aus Haar und dem Kieferknochen eines Riesen-Hechts gebauten, mit magischen Kräften versehene Kantele! Lönnrot, der selbst kein Musiker war, schrieb die Melodien mittels einer von ihm entwickelten Notenschrift auf, die auf der Kantele-Tonleiter basierte. Seine Kantele wurde viel später vom Nationalkomponisten Jean Sibelius geerbt.

Heute kann die Kantele als instrumentales Hauptfach an finnischen Musikhochschulen studiert werden, an der Sibelius-Akademie gar bereits seit 30 Jahren. Eine der bekanntesten Absolventen der Sibelius-Akademie mit Kantele-Solodiplom ist die erst 20-jährige Viola Uotila, die mit verschiedenen Kantele-Typen auftritt. Sie spielt die 5-, 10-, 15- und 19- saitigen Klein-Kantelen sowie die 39-seitige, sog. Konzert-Kantele. Diese modernste Version der finnischen Kantele verfügt über einen Hebelmechanismus, welches das Spielen der chromatischen Tonleiter ermöglicht. Ausser mit Kantele konzertriert Viola Uotila auch mit Violoncello und keltischer Harfe. Auch ihr Repertoire mit Kunst-, Volks- und Unterhaltungsmusik sowie Kinderliedern ist vielseitig. Besonders gefragt ist sie als Interpretin der finnischen Volkstradition, wobei es um die sog. östliche Tradition geht. Dazu gehören Runen- und Klagelieder sowie „Kalevala-Melodien“.

Das Konzertprogramm „Spirit Carelia“ präsentiert einige ausgewählte finnische Volkslieder sowie Kompositionen mit einem thematischen oder harmonischen Bezug. Die karelianische Atmosphäre wird durch melancholische Melodien und mystische Klänge der Kantele herzaubert. Im solistischen Teil des Konzerts spielt Uotila neben Eigenkompositionen zu finnischen Texten u. a. über die Natur auch ein Stück der Impromptu-Serie (für Klavier) von Jean Sibelius, das er nach seiner Hochzeitsreise in Karelien komponierte. Ein weiteres Sibelius-Stück, Cantique (Laetare anima mea) wird in Kantele-Violoncello-Duo dargeboten, was die spirituelle Stimmung des Stücks ausdrucksvoll hervorhebt. Eine Rarität der zeitgenössischen Literatur für Kantele und Violoncello ist Karelianischer Apollo von Harri Ahmas (*1957). In diesem modernen Stück mit archaischen Melodien wird die junge Kantele-Virtuosin Viola Uotila diverse Spielweisen auf ihrem „geschichtsträchtigen“ Instrument  demonstrieren. Begleitet wird Uotila von Markus Hallikainen.  

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